4.1.5.1. Das Piemont (Einführung) |
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Geografie: Das
Piemont (ital. Piemonte: "am Fuss der Berge"), mit Turin, der ersten
Hauptstadt des
Königreichs Italien und dem Sitz des Hauses Savoyen (bis 1946) ist
eine der größten und doch eine der unbekannteren Regionen
Italiens. Eine abwechslungsreiche Landschaft, kulinarische
Genüsse, wie einige der bekanntesten Rotweine und die
legendären weissen Trüffel sind ebenso bezeichnend, wie die
grossen Industriegebiete (z.B. Fiat). Die Region besteht aus den Provinzen: Turin, Alessandria, Asti, Cuneo, Biella, Novara, Verbania und Vercelli. Das Piemont umfasst eine Fläche von 25.399 Quadratkilometern und hat etwa 4,3 Millionen Einwohner. Im Nordwesten befindet sich das Aostatal. Dieses zählt historisch und naturgeografisch zum Piemont, bildet aber als autonomes Gebiet eine eigene Verwaltungseinheit mit Sonderstatus: Im Aostatal leben etwa 120.000 Menschen auf einer Fläche von 3.263 Quadratkilometern. Im Norden grenzt das Piemont an die Schweiz, im Westen an Frankreich, italienische Binnengrenzen finden sich im Süden an die Region Ligurien, im Südosten an die Region Emilia-Romagna und im Osten an die Region Lombardei. Naturgeografisch gliedert sich die Region in drei Teile: Die Alpenregion zieht sich am Rande der Alpen entlang der Ost- und Nordgrenze des Piemont. Hier liegen die okzitanischen Täler: Valle Stura, Valle Maira, Valle Maraita, Valle del Po, Valle del Chisone, Val Pellice, Valle di Susa und das Valle d'Aosta sowie die Gegend rund um das Westufer des Lago Maggiore. Der höchste Berg des Piemont ist der Gran Paradiso mit 4.061 Metern, gefolgt vom Monviso mit 3.841 Metern, der höchste Pass der Alpen, der Col de Sommeiller, befndet sich ebenfalls im Piemont. In der Po-Ebene befinden sich die großen Städte des Piemont; hier leben auch die meisten Menschen. Das Hügelland im Südosten der Region (Monferrato, Langhe, Roero) wird in erster Linie landwirtschaftlich und touristisch genutzt; hier wächst der berühmte Wein (Barolo, Barbera, Barbaresco) des Piemont. |
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Geschichte: In der vorrömischen Epoche wurde Piemont von Ligurern
und Galliern bewohnt; diese beiden Völker wurden von den sich
ausbreitenden Römern (nach dem zweiten Punischen Krieg)
unterjocht, nur die Schröpfer aus dem Susa Tal blieben vorerst
unabhängig, bis auch sie von Kaiser Augustus unterjocht wurden. Die eigenständige Geschichte des Piemont beginnt eigentlich mit dem Rückzug der Römer als deren Reich zerfiel. Aufgrund der zahlreichen Barbareneinfälle im Piemont wurden Longobardische Herzogtümer - wie beispielsweise die Marktgrafschaft von Ivrea - ins Leben gerufen. Die Markgrafschaft von Ivrea, die beinahe das ganze Piemont umfasste konnte einen bemerkenswerten politischen Erfolg verzeichnen. Schon sehr bald wurde sie jedoch in zwei Markgrafschaften unterteilt - einmal diejenige von Ivrea und zum anderen die von Turin. Diese beiden wurden dann im 12. Jh. wiederum in zahlreiche weitere Lehensgüter (Savoya, Saluzzo, Ceva, Monferrato) unterteilt. Die Kommunen (Turin, Asti usw.) setzten sich durch. Im XIII. Jahrhundert erscheint der Name Piemont zum ersten Mal und bezeichnet ein sehr begrenztes Gebiet, das zwischen den Flüssen Po, Sangone und den Alpen liegt. Noch im gleichen Jahrhundert findet der Kampf zwischen miteinander verbundenen Kommunen statt - Monferrato und Genua gegen die Herrschaft von Carlo do Angi. Das Ende der angiovinischen Herrschaft läßt das Monferrato aufleben, welches dann aber alsbald zerfällt und seinen Platz der immer größer werdenden Macht der Savoyer überläßt (Anfang des XIV. Jahrhunderts). Im Jahre 1330 entstand erneut eine Monferrater Herrschaft; andere Herren stritten sich in der Zwischenzeit um piemontesische Gebiete, unter ihnen die Mailänder Herrden Visconti, deren Verbündete die Markgrafen von Saluzzo waren. Es folgten verschiedene herrschaftliche Kriege und die Macht des savoyischen Herzogtums dehnte sich immer mehr aus. Unter der Herrschaft von Amedeo VIII. (1418) vereinigten sich durch das Aussterben des Nebenzweigs der Acaia alle savoyischen Herrscher. Die Savoyer erhielten im Jahre 1427 Vercelli; im Jahre 1531 dann, durch Heirat, Asti und Ceva. Im Jahre 1533 wurde Piemont von den Franzosen des Francesco I. besetzt, der die Markgrafschaft von Saluzzo begünstigte; daraufhin wurde diese an Frankreich (1548) angegliedert, da die herrschende Dynastie ausstarb. |
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Der savoyische Staat wurde erst nach dem Friedensvertrag von
Chateau-Chambresis wieder aufgebaut (1559). Die Franzosen eroberten
aber Turin, Chieri, Pinerolo und Chivasso erneut; diese Gebiete wurden
auch erst im Jahre 1562 wieder zurückgegeben - Pinerolo sogar erst
im Jahr 1574; in dem gleichen Jahr (1574) gaben auch die Spanier, das
von ihnen besetzte Asti und Santhià zurück. Nur Saluzzo
gehörte weiterhin zu Frankreich: bis dann Carlo Emanuele im Jahre
1588 diese Markgrafschaft besetzte. Mit dem Friedensvertrag von
Cherasco im Jahre 1631 erhielt Piemont einen Großteil des
Monferrato, und überließ den Franzosen Pinerolo. Louis XIV eroberte im Jahre 1681 auch Casale. Mit dem Abkommen von Utrecht im Jahre 1713 gaben die Franzosen einen Teil der von ihnen besetzten Gebiete zurück: Pinerolo, Casale, Valenza das Sesia Tal und das restliche Monferrato. 1718 vereinigen die Savoyer das Piemont und Sardinien und erhalten die Königswürde - von Gnaden des habsburgischen Kaisers des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation in Wien. Im Jahre 1738 (das Abkommen von Wieu) erhielt Piemont Novara und Tortona; 1748 (Abkommen von Aacheu) wurden noch einige lombardische Gebiete und das höher gelegene Novara, Piemont zugeschrieben, die nördliche Grenze war dann der Tessin. So erhielt Piemont die geographischen Grenzen von heute. Auf die napoleonische Besetzung 1798 (nach der furiosen Winter- überquerung des St.-Bernhard-Passes durch Napoleon Bonaparte) folgen 1814 wieder die Österreicher als Schutzmacht, die einen Marionettenstaat unter der Kuratel von Fürst Metternich einrichten. Ab 1847 beginnen zunehmend Aufstände gegen die Österreicher, die 1859 in der Schlacht von Solferino gipfeln: die vereinten Piemonteser und Franzosen schlagen die österreichischen Truppen vernichtend. 1861 wird der Savoyer Vittorio Emanuele II. zum König des geeinten Italiens gekrönt. Seither ist das Piemont italienisches Gebiet. Mit der Ausrufung der italienischen Republik, die seit 1946 besteht, wird das Haus Savoyen abgesetzt, den Nachfahren der piemontesischen Könige ist bis vor kurzem das Betreten italienischen Bodens verboten gewesen. |
Der Flair des Südens beginnt in Canobbio am Lago Maggiore. Schloss Grinzane Gavour in der Langhe. |
Weinbau im Piemont Die sehr schmackhaften Haselnüsse (Nocciole) Ein wahres Käse-Lecker-Land |
Wirtschaft & Tourismus:
Das Piemont zählt zu den reichsten Gegenden Italiens.
Die Arbeitslosenquote liegt mit etwa 8% deutlich unter dem
italienischen Durchschnitt (11%). Einige der
wichtigsten italienischen Unternehmen haben hier ihren Sitz, darunter
die Automobilhersteller Fiat und Lancia, daneben der
Nahrungsmittelhersteller Ferrero in Alba und das Elektronikunternehmen
Olivetti in Ivrea. Neben moderner Industrie in und um Turin, der Wollverarbeitung in Biella und den Dienstleistungs- unternehmen hat auch die Landwirtschaft eine grosse Bedeutung: in der Po-Ebene wird neben Reis (30% der europäischen Reisporduktion stammen von hier), Obst und Gemüse angebaut, die Hügelgebiete liefern Wein und die berühmten Haselnüsse (Nocciole). Im Vergleich zu anderen Gegenden Italiens ist das Piemont touristisch noch nicht sehr erschlossen. Schwerpunkte des Tourismus liegen im Norden - am Lago Maggiore, sowie in den Langhe, wo gastronomisch Begeisterte den Wein (Barolo und Barbaresco) und die Trüffel genießen. Die Hauptsaison beginnt mit der Trüffelernte im Oktober. |
Kultur:
Das Piemont ist - bedingt durch dessen
wechselvolle Geschichte - reich an Kunst- und
Kulturschätzen. Zu den berühmtesten zählen die barocken
Prachtbauten von Turin (Palazzo
Reale, Palazzo
Madama, die Kirche San Lorenzo). In
Stupinigi,
einem Vorort von Turin befindet sich das sehenswerte Lustschloss
Palazzina di Caccia. In der späten Renaissance entstand der Sacro Monte (dt: heiliger Berg) von Varalllo. Aus dem Mittelalter erhalten ist die Abtei von Staffarda sowie die Burg von Manta. Aus romanischer Zeit blieb das Kloster San Giulio auf einer Insel im Lago d'Orta erhalten. Am Lago Maggiore zählen die Borromäischen Inseln zu den größten Attraktionen, hier vor allem die Isola Bella - ein barocker Inselpalast mit mehrstöckigen Gartenanlagen, der die Reisenden seit jeher in Erstaunen versetzt. |
Das Wappen der Region Piemont |
Italienische Karte von 1951. Links oben die Region von Turin, darüber das autonome Aostatal. |
Zeittafel der
geschichtlichen Entwicklung im Piemont: 5. Jh. v. Chr. Besiedelung des Landes durch keltische und germanische Stämme seit dem 2. Jh.. v. Chr. Römische Eroberung 15 v. Chr. Einrichtung von drei römischen Provinzen im Gebiet des heutigen Piemont 476 n. Chr. Absetzung des letzten römischen Kaisers Romulus Augustulus. Ende des West-Römischen Reiches. Das heutige Piemont gehört bis 493 n. Chr. zum Reich des Odoaker. 535 Eroberung durch Byzanz (Ostrom) 568/569 Langobarden erobern Piemont und gliedern es ihrem Reich ein 774 Eroberung durch die Franken 781 Eingliederung der Lombardei (mit Piemont) in das Frankenreich (Karolinger) 843 Teilung des Frankenreiches die Lombardei fällt an das Königreich Italien 888 Nach dem Aussterben der Karolinger zerfällt die Region in Kleinstaaten 961 Otto I. bringt die Lombardei (mit Piemont) an das Deutsche Königreich |
967 Graf Aleramo (Ahne des Hauses der Aleramiker) wird von Otto I. zum Markgrafen über das Piemont eingesetzt. 1033 Das Haus Savoyen löst die Aleramiker ab. 12. Jh. Durch die Kämpfe der lombardischen Städte gegen das deutsche Kaisertum wird die Region zerrüttet, lokale Markgrafen regieren das Land und es bilden sich viele verschiedene Kleinstaaten. 1416 Amedeo VIII. kauft den Titel "Herzog im Piemont" vom Dt. Kaiser Sigismund. 1494 Frankreich beginnt seine Italienfeldzüge, im Piemont kommt es zu Kämpfen zwischen französischen, deutschen und spanischen Truppen. 1559 Schliessung des Friedensvertrag von Cateau-Cambresis. Das Piemont gelangt wieder zum Haus Savoyen. 1563 Turin wird Hauptstadt des Piemont 1629 Frankreich erobert das Piemont erneut. 1701-1713 Spanischer Erbfolgekrieg, im Piemont Kämpfe zwischen Frankreich und dem Hause Habsburg. 1714 Friedensvertrag von Utrecht, das Haus Savoyen-Piemont erwirbt Sizilien. 1718 Im Tausch gegen Sizilien kommt Sardinien an das Haus Savoyen-Piemont |
Gemälde von Vittorio Amadeo II. |
1720 Vereinigung Sardinien-Piemonts mit dem Land Savoyen. Errichtung des Königreichs Sardinien-Piemont durch das Haus Savoyen. 1797 Nach der Eroberung durch französische Truppen wird in Piemont die Republik Alba (von Napolèons Gnaden) ausgerufen. 1797-1802 Schrittweise direkte Annexion ganz Piemonts durch Frankreich. 1814 Das Königreich Sardinien-Piemont wird wiederhergestellt. 1815 Wiener Kongress: Sardinien-Piemont erwirbt das Herzogtum Genua. 1821 Revolutionäre Unruhen, Österreich greift ein. 1847 Anti-österreichische Aufstände. 1859 Unabhängigkeitskrieg gegen Österreich, Frankreichs greift ein, worauf Österreich verliert und Italien räumt. Frankreich annektiert darauf das Land der Savoyer und die Grafschaft Nizza. 1861 König Vittorio Emanuele von Sardinien-Piemont proklamiert das Königreich Italien. 1946 Gründung der Region Piemont als Verwaltungseinheit 2005 Es werden vermehrt Schweizer im Piemont gesichtet |
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© Seitenlayout by Reinhard Dietschi, im Februar 2005. Die Texte stammen zum einen von Wikipedia, einem Online-Nachschlagewerk, zum anderen von der Homepage Piemonte Emozioni, sowie aus weiteren Quellen, welche ich zusammengetragen, redigiert und ergänzt habe. Die Fotos stammen ebenfalls aus verschiedenen Quellen. Wo immer möglich, habe ich das Copyright direkt beim jeweiligen Foto angegeben. Vielen Dank den fleissigen Autoren und Fotographen, die all diese Informationen und Bilder zusammengetragen haben! | Zum
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