4.2.8.3. Castel del Monte - Die Steinerne Krone Apuliens
Hauptseite
zurück zu 4. Kultur & Geschichte
zurück zu 4.2. Burgen, Schlösser und Ruinen
zurück zu 4.2.8. Burgen Weltweit
Übersicht :
Die Region Apulien liegt östlich des Appenin - im Südosten Italiens. Sie erstreckt sich vom Sporn bis zum Absatz des italienischen Stiefels und hat eine sehr abwechslungsreiche, Jahrtausende alte Geschichte hinter sich. Unzählige Male ist Apulien von verschiedenen Völkern besetzt worden: Griechen, Römern, Longboarden, Arabern, Byzantinern, Normannen, Hohenstaufen, Franzosen, Spaniern und sogar die Österreicher haben hier geherrscht. Diese vielen Kulturen haben die Region und ihre Kultur geprägt. Es gibt christliche Kirchen mit islamischen Zügen, weißgekalkte kleine Ortschaften mit blauen Fensterläden, die genauso gut aus Griechenland stammen könnten und die Küche ist sowohl von westlichen als auch östlichen Traditionen geprägt.
In Apulien gibt es auch eine beeindruckende Sammlung von Kirchen und Burgen aus der Zeit, als die Normannen und Hohenstaufen in der Region herrschten. Diese phantastischen Gebäude würden in jedem anderen Land große Aufmerksamkeit erregen, hier liegen sie einfach überall verstreut ohne das ihnen von den Einheimischen große Bedeutung beigemessen wird.
Trulli in Apulien
Typisches Trulli in Apulien - eine bauliche Besonderheit
Foto von der Homepage von
Nat & Misako
Olivenbaum
Apulien ist heute in großem Maße von Olivenhainen bedeckt. In der Region wird bis zu 50% des italienischen Olivenöls produziert. Ein Olivenbaum kann 800 bis 1000 Jahre alt werden, trägt aber schon nach drei Jahren die ersten Früchte. Dieser Baum war von den Römern, Ägyptern und Griechen sehr geschätzt. Die oft etwas bizarre Form des Baumes entsteht dadurch, dass man meist mehrere Samenkörner in die Erde legt, in der Hoffnung, dass bei eventuellen Pilzangriffen wenigstens einige davon überleben. Die Oliven, die für die Ölherstellug verwendet werden, müssen 100% reif sein. Das Fruchtfleisch enthält bis zu 60% Öl, der Stein nur 15%. Die Qualität des Öls hängt vom Säuregehalt ab.
Apulien ist überhaupt eine Region, die von der Landwirtschaft geprägt ist. Gemüse, Früchte und Wein sind die Hauptprodukte. Hinzu kommen noch getrocknete Tomaten, die in der Mitte gespalten werden, mit Salz überstreut und ein paar Wochen in der Sonne getrocknet werden. In der Gegend bei Alberobello werden auch Mandeln angebaut, die Schalen werden für die Herstellung von Likör verwendet. Und auf der Salento-Halbinsel wird Tabak angebaut.
Die Geschichte Apuliens als Weinregion ist lang, aber bis vor kurzem nicht besonders überzeugend. Es wurden große Mengen starken Weines produziert, der nicht immer die beste Qualität hatte. In den letzten Jahren hat man das große Potential besser genutzt und Wein von wesentlich besserer Qualität hergestellt. Produzenten wie Leone de Castris, Taurino Cosimo und Conti Zecca stellen Weine her, die sehr gut sind. Besonders empfehlenswert sind Weine wie Primitivo und Salice Salentino.
Spricht man von Apulien, müssen natürlich auch die berühmten Trulli-Häuser erwähnt werden, die merkwürdigen, runden Häuser mit den kegelförmigen Dächern. Besonders häufig gibt es sie in der Gegend bei Alberobello und Locorotondo (Zentralapulien).
Castel im Abendlicht
Das Castel del Monte im Abendlicht
Foto von
www.apulia.biz
Festungsgeschichte:
Von welcher Seite man sich Castel del Monte auch nähert, der mächtige vollkommen systemetrische, achteckige Bau mit einen Kranz von ebenfalls achteckigen Türmen erscheint immer gleich. Doch variiert der helle Stein im Laufe des Tages seine Farbe vom warmen Goldton bis zum gleißenden Weiß, und die wandernden Licht- und Schattenzonen geben den schlichten Randflächen ständig wechselnde Raumtiefe. Das Licht wird zum Teil der Architektur, es formt den Baukörper, formt ihn zur "steinernen Krone Apuliens".
Der Bauherr Friedrich II. trug vier goldene Kronen: Er war Deutscher König, römischer Kaiser, König von Jerusalem, und schon als 3-Jähriger wurde der Stauferkaiser in Palermo zum König über Sizilien gekrönt.
Friedrich II. wurde bewundert und gehasst, als Erlöser prophezeit und als Antichrist verflucht. Verflucht und gebannt von drei Päpsten. Der Kaiser, das Schwert Gottes und das weltliche Oberhaupt der Christenheit verfolgte zwar die Ketzer, doch Andersgläubigen gewährte er Religionsfreiheit. Er nahm sich die Freiheit - in einer Zeit in der die Kirche der Wissenschaft und dem Wissen ihre Grenzen setzte, Fragen zu stellen, und Überliefertes in Frage zu stellen. "Stupor mundi", das Staunen der Welt wurde er genannt.
Er gründete eine Universität in Neapel, führte mit Philosophen Gespräche, auch mit den Gelehrten anderen Glaubens, mit islamischen Weisen. Er war an der Magie interessiert und bewandert in den mystischen Lehren, - auf den Gesetzen der Zahlenmystik beruht auch der Grundriss des Castel del Monte, ein Grundriss, wie er sonst nur sakralen Räumen eigen ist.
Ob Friedrich II., der "Puer Apuliae" - der Knabe aus Apulien, je das Castel del Monte betrat, darüber gibt es keine gesicherte Erkenntnis. Das Mittelalter beherrschte die Sprache der Bilder und Zeichen, und das Castel del Monte ist Bauwerk und Symbol. Ein Wahrzeichen von Macht und Mystik.
Historisches Gemälde
Historisches Gemälde des Castel del Monte.

Castel del Monte
Das Castel del Monte heute.
Vogelperpektive
Das Castel del Monte aus der Vogelperspektive.
Fenster
Innenansicht eines der Fenster.
Zeittafel der Burg:

1220: Kaiserkrönung Friedrich II. in Rom.

1240-1250: Erbauung des Castels durch Friedrich II.

1245: Papst Innozenz IV. erklärt den als Ketzer gebannten Friedrich II. für abgesetzt.

1246:
Mafred von Hohenstaufen kerkert sich widersetzende Untertanen im Castel ein.

1249: Die Hochzeitsfeier von Violante von Hohenstaufen mit Richard dem Grafen von Caserta wurde auf Castel del Monte ausgerichtet.

1266:
Nach dem Untergang der Staufer kerkert Karl I. von Anjou die Söhne von Friedrich II. - Friedirch, Heinrich und Enzo auf Castel del Monte ein. Das Castel wird zum Gefängnis.

1326:
Hochzeit zwischen Umberto de la Tour und Maria del Balzoi auf Castel del Monte.

1495:
Ferdinand von Aragonien hält sich auf del Monte auf, bevor er zum König über Sizilien gekrönt wurde.

1503: Die Burg geht zusammen mit dem Herzogtum Andria, als Lehen an die Familie Del Balzo.

1552: Ab diesem Zeitpunkt gehört das Castel del Monte und das Herzogtum Andria, den Herzögen von Carafa von Ruvo.

1656: Das Castel del Monte bietet den Familien der Umgebung Schutz vor der grassierdenden Pest.


1799:
das Castel wird verlassen und beginnt zu verfallen.

1876: Der Staat Italien kauft die Burgruine.

ab 1928: Erste Restaurierungsmassnahmen.

ab 1980: Komplette Sanierung.
Innenansicht
Innenansicht der 2. Etage des Castel

Dachgewölbe
Innenansicht des Dachgewölbes eines der Türme.
Kamin
Ehemaliger Standort des Kamins in der Festung.
Foto von der Homepage Burgenwelt.de
Abort
Abort der Burg - eine richtige "Badelandschaft"
festungsplan
Übersichtsplan des Castel del Monte
Foto von der Homepage Burgenwelt.de
Übersichtskarte der Region:
Karte ApulienAnfahrt zur Burg:
Von der Ausfahrt A14-Andria etwa 18 km der Straße SS170 entlang. Strecke zur Burg beschildert. Die Burg liegt auf 540m Höhe.

Parkplatz:
Das Castel ist nicht direkt mit dem Auto anfahrbar. Großer Parkplatz etwa 2 km unterhalb der Burg, von dort Bustransfer, der im Parkentgeld von 2,60 Euro enthalten ist. Gut organisiert!

Einkehr:
Wer weiss einen Einkehr-Tip?

Unterkünfte in der Gegend:
Leider auch noch keinen Geheimtip.











Karte von ViaMichelin
© Seitenlayout  by Reinhard Dietschi, im Februar 2005
Die Texte stammen zum einen von der Homepage
Burgenwelt, zum anderen von der Homepage der Region Apulien. Die Fotos stammen aus verschiedenen Quellen. Vielen Dank den fleissigen Autoren und Fotographen, die all diese Informationen und Bilder zusammengetragen haben!
Zum Seitenanfang

weiter
zu 4.2.8.4. Die Stadtfestung Carcassone