4.2.2.1. Burgruinen Haldenstein, Lichtenstein und Grottenstein

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Burgruine Haldenstein:

Während des 12.Jh. teilten sich die 1180 urkundlich erwähnten Herren von Lichtenstein in zwei Linien auf. Der Zweig Lichtenstein behielt die gleichnamige Burg, während die 1260 erstmals erwähnten Haldensteiner ihren Stammsitz (Foto rechts) oberhalb des Dorfes Haldenstein erbauten. Diese Burg gehörte den Herren von Haldenstein fortan als ritterliche Ministerialen der Freiherren von Vaz und des Bischofs von Chur. Eine weitere Linie der Familie sass auf der Burg Trimmis, illegitime Abkömmlinge erscheinen im 15. und 16. Jh. zudem im Schamsertal und in Zürich. Nach dem Aussterben des Lichtensteiner Zweiges, ging deren Besitz ebenfalls an die Haldensteiner über. 1299 kam es zu Streitigkeiten zwischen dem Bistum Chur und Freiherr Johann von Vaz wegen unerlaubtem Ausbau der Burg.1388 starben die Herren von Haldenstein mit Ulrich dem Dritten, der in Diensten Österreichs bei Näfels umgekommen sein soll, in männlicher Linie aus.
Die letzten Angehörigen der Familie standen in verwandtschaftlicher Beziehung zu den "von Hallwyl", den "von Hohenems", "von Planta" und "von Schauenstein". Die Herrschaft Haldenstein ging 1424 an "Ursula von Hohenems" und deren Mann "Peter von Grifensee".

Später folgten dann mehrere Besitzerwechsel. Zu Beginn des 16.Jh. befand sich die Burg im Besitz von Conradin von Marmals. Nach dem Tode Jakob von Marmals gelangten Herrschaft und Burg Haldenstein an den französichen Gesandten, J.J. von Castion, den zweiten Gemahl von Jakobs Witwe. Dieser liess 1542 das neue Schloss im Dorf errichten. Die Burg Haldenstein selber wurde noch bis 1695 bewohnt. 1567 kaufte Gregor von Hohenbalken die Herrschaft auf, die sich dank einem Schirmbrief der drei Bünde zu einem souveränen Zwergstaat entwickelte. Danach folgten wiederum mehrere Besitzerwechsel.
Am 24. Dez. 1769 stürtze die Südwand des Palas in die Tiefe. Nach weiteren Erdbeben, 1771 und 1787, stürtzten weitere Gebäudeteile ab.
1803 verlohr die Herrschaft ihre Selbständigkeit und wurde mit Graubünden vereint.
Literatur:
-Daniel Grütter
-GHS 2, 147-150, (mit Stammtafel)
-O.P. Clavadetscher, W. Meyer, Das Burgenbuch von Graubünden, 1984, 209 f.
-G. Lütscher, Gesch. der Freiherrschaft und Gem. H., 1995


burg haldenstein
Ansicht der Ruine Haldenstein von Südosten

© Foto by Daniel Grüter


Beschreibung der sichtbaren Gebäudeteile:

Fünf-geschossiger Bergfried mit dreieckigem Grundriss. Reste des Palas.

Information / Zugang zur Burg:

Von der Kirche in Haldenstein, dem Wanderweg Richtung Calanda- hütte folgen - die Abzweigungen zu den Ruinen sind beschildert. Zu Fuss ca. 20 Minuten.
Nur schwer zugänglich. Der Zugang in die Ruine selber bleibt trittsicheren und schwindelfreien Forschern vorbehalten. Allerdings ist schon der äussere Anblick der Ruine ein Erlebnis.
Das Innere der Burg ist über den - in Bruchstücken noch erhaltenen - ursprünglichen Zugang erreichbar (schmales Felsband entlang der senkrecht abfallenden Felskante). Als Alternative gibt es noch eine schmale Fensterscharte auf der Nordwest-Seite, durch die man sich, auf dem Rücken liegend, hindurchziehen kann.

Burgruine Lichtenstein:

Die Herren von Lichtenstein werden erstmals in einer Urkunde, über den Tod von "Henricus de Lihtensten", am 26. Juni 1180 erwähnt. Bereits 100 Jahre später verschwindet das Geschlecht aus der Geschichte. Ritter Ulrich von Lichtenstein verstarb am 22. März 1275, und Domherr Rudolf von Lichtenstein wurde am 19. Juni 1282 das letztemal urkundlich genannt. Die Festung kam in den Besitz ihrer Verwanden, den Herren von Haldenstein, welche ihrer Burg nur wenige hundert Meter entfernt hatten. Nach dem Friedensschluss zwischen Ulrich Brun von Rhäzüns und Bischof Hartmann, 1396, kam es zur Versöhnung zwischen den Rhäzünsern und den Haldensteiner. Die Burg Lichtenstein wurde während des 15. Jh. verlassen und dem langsamen Zerfall preis- gegeben. 1622 wurde die Ruine durch Baldiron besetzt um die Strategische Lage des Burgfelsens zu nutzen.
burg lichtenstein
Ansicht der Ruine Lichtenstein von Südosten
© Foto by Daniel Grüter

Beschreibung der sichtbaren Gebäudeteile:

Auf steilem Felssporn - weithin sichtbar, sind Reste des Wohntraktes, der Ringmauer und einer Zisterne.

Information / Zugang zur Burg:

Von der Kirche in Haldenstein, dem Wanderweg Richtung Calanda- hütte folgen - die Abzweigungen zu den Ruinen sind beschildert. Zu Fuss ca. 35 Minuten. Von der Ruine Haldenstein ca. 15 Minuten.
Die Ruine ist jederzeit zugänglich. Leider fehlen bei beiden Ruinen Info- tafeln, die dem interessierten Besucher weitere Details offenbaren. Besonders bei der Ruine Lichtenfels wäre die ursrpüngliche Grösse und Ausdehung sehr interessant.
Tolle Aussicht ins Churer Rheintal - Guter Platz zum "brötla". Achtung wegen der oft herrschenden Waldbrandgefahr!




Ruine Grottenstein:

Mauerreste einer Felsenburg, zu der ich bis jetzt leider keinerlei Informationen besitze. Sowohl ihre Entstehungsgeschichte als auch die Besitzverhältnisse sind unklar und es liegen keine Informationen darüber vor.
wegweiser wanderung

Beschreibung der sichtbaren Gebäudeteile:

Erkennbar sind Reste der Burgmauer gegen das Tal hin. Unter den mächtigen Überhängen der Calandafelsen war die Burg sowohl vor Einblicken als auch vor Angriffen von oben geschützt.

Information / Zugang zur Burg:

Auf dem Weg von der Ruine Haldenstein zur Ruine Lichtenstein, zweigt ein Pfad nach links in den Wald ab. Gutes Schuhwerk von Vorteil. Zu Fuss ca. 45 Minuten.

Herrschaft und Gemeinde Haldenstein:

Funde auf dem Hexabödeli nördlich der Burg Lichtenstein, beim Schloss Haldenstein und auf dem "Stein" deuten auf prähistorische, römische und frühmittelalterliche Besiedlung hin. Das Gebiet von Haldenstein gehörte im Hochmittelalter zum Königshof Chur. Zusammen mit diesem schenkte Kaiser Otto I. 960 auch den Oldiswald bei Haldenstein dem Bischof Hartpert von Chur, und 1050 übertrug Heinrich III. das gesamte Forstgebiet von Haldenstein dem Bischof. Damit gehörte Haldenstein zum bischöfl. Immunitätsbereich. 

1180-1282 sind die freien Ritter von Lichtenstein überliefert, wohl als Inhaber des bischöflichen Lehens Haldenstein. Dieses ging nach deren Aussterben an die Ritter von Haldenstein über, welche 1260 erstmals genannt werden und Ende des 14. Jahrhunderts im Mannesstamm ausstarben. 1402 wurde die Herrschaft durch Anna v. Haldenstein an ihren zweiten Gemahl Christoph v. Hertnegg übertragen, welcher sie 1404 an die Miterben Hans und Walter v. Hallwyl und Peter v. Griffensee verlor. Im Streit mit den Erben ging das Bistum seiner Rechte endgültig verlustig, mit Ausnahme des Oldiswaldes, der bis heute dem Bistum gehört. Haldenstein gelangte um 1460 an Heinrich Ammann v. Grüningen, der sich 1499 als Hauptmann im Schwabenkrieg auszeichnete. Nach seinem Tod ging Haldenstein an die Herren v. Marmels über.

Durch seine Heirat mit Hilaria v. Marmels trat Johann Jacob de Castion, französischer Gesandter bei den Drei Bünden, den Besitz der Herrschaft an. Er baute die grosszügige Schlossanlage am südlichen Dorfrand. 1567 erwarb Gregor Carl v. Hohenbalken Haldenstein, das später an Heinrich v. Tägerstein und 1608, gegen den Widerstand der Untertanen, für 3000 Kronen käuflich an den wohlhabenden und einflussreichen Thomas v. Schauenstein überging. Dieser wurde 1611 in den Freiherrenstand erhoben und erlangte 1612 vom Kaiser das Münz-, Markt- und Asylrecht sowie eine Wappenvermehrung. Vom Münzrecht machten die Freiherren von Haldenstein bis ins 18. Jahrhundert regen Gebrauch, wobei die Prägungen zeitweise einen schlechten Ruf genossen. Die Münzstätte befand sich im Osttrakt des Schlosses. Durch Erbschaft ging Haldenstein 1701 an die Familie Salis-Maienfeld über, welche die Herrschaft bis 1803 innehatte. Unter Johann Luzi von Salis wurde 1701 die Leibeigenschaft der Bewohner aufgehoben.

Die Freiherrschaft Haldenstein gehörte nie zum altbündenerischen Bündnissystem, war aber seit 1558 durch einen Schutzvertrag mit dem Dreibündestaat verbunden. Mit der Mediationsverfassung von 1803 wurde Haldenstein als selbständige politische Gemeinde des Hochgerichts Vier Dörfer dem Kanton Graubünden einverleibt und bildet seit 1851 einen Teil des Kreises Fünf Dörfer und des Bezirks Unterlandquart.

Ursprünglich war Haldenstein romanischsprachig; die Germanisierung setzte erst im 14. Jahrhundert ein. Das Dorf wird 1149 unter dem Namen "Lanze" erstmals erwähnt und hiess um 1370 "Lentz inferior" (romanisch Lantsch sut); seit dem Ende des 14. Jahrhunderts hat sich der deutsche Name Haldenstein eingebürgert, abgeleitet von der über dem Dorf thronenden Burg gleichen Namens.

Kirchlich gehörte Haldenstein seit 1436 zum Kloster St. Luzi in Chur. Die dem heiligen Gereon (Jörion) geweihte Kirche wird Mitte des 12. Jahrhunderts erwähnt. 1732 wurde sie niedergelegt und durch einen Neubau ersetzt. Es ist dies die einzige Gereonskirche der Diözese Chur. Die Reformation wurde um 1616 vom Freiherrn Thomas v. Schauenstein eingeführt. Heute (2000) zählt die Gemeinde 504 (60%) Reformierte, 238 (29%) Katholiken und 90 (11%) andere.

Haldenstein hat im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Dorfbrände erlebt. Der verheerendste ereignete sich 1825, wobei das Dorf fast vollständig abbrannte. 1943 ist es anlässlich eines riesigen Waldbrandes am Calanda erneut knapp einer Katastrophe entgangen. Heute besitzt das linksrheinische Haufendorf am Fuss des Calanda ein Ortsbild von nationaler Bedeutung. 1971 ging eine Rüfe bis ins Dorf nieder. Nach der grossen Überschwemmung von 1868 erfolgte die Bewuhrung des Rheins, die dem Dorf bedeutenden Kulturlandgewinn brachte. Die gedeckte Holzbrücke über den Rhein ist 1971/72 durch die heutige Betonbrücke ersetzt worden. Seit 1896 besteht die Bahnstation Haldenstein der RhB auf Churer Gebiet. In den 1980er Jahren wurde in Oldis ein Ölkavernenspeicher geplant, der aber aus geologischen und politischen Gründen nicht realisiert worden ist.

Haldenstein zählt heute 7 landwirtschaftliche Betriebe und 3 Alpen: Altsäss und Neusäss auf dem Calanda und seit 1944 die Alp Tschuggen im Schanfigg. Mehrere Gewerbebetriebe und ein Kieswerk befinden sich auf seinem Gemeindegebiet. Bevölkerung: 1803 = 349 Einwohner, 1835 = 564, 1970 = 478, 2000 = 832. 15% der Erwerbstätigen arbeiten im 1. Sektor, 46,5% im 2. und 38,5% im 3. Sektor. Von den 357 in der Gemeinde wohnhaften Erwerbstätigen arbeiteten 1990 272 Personen (76%) auswärts, während von den 264 in Haldenstein arbeitenden Personen 184 (70%) in einer andern Gemeinde wohnten. Trotz der Nähe zur Stadt Chur erlebte die Gemeinde eine massvolle bauliche Entwicklung.

Am Calandahang auf 1400 m ü. M. liegt die Siedlung Batänja, früher Sewils genannt, die 1424 von Peter v. Griffensee den Gebrüdern Hans, Dietrich und Jos Batänier walserischer Abstammung verliehen worden war. Sie war bis 1868 ständig bewohnt und besass ein eigenes Schulhaus. Heute bilden die Grundeigentümer eine Korporation.


© Seitenlayout  by Reinhard Dietschi
Die Texte stammen aus verschiedenen Quellen.
Zum einen von der grossartigen Burgenseite von Daniel Grütter. Zum anderen aus dem historischen Lexikon der Schweiz und von der Homepage der Gemeinde Haldenstein.Vielen Dank den fleissigen Autoren und Forschern, die all diese Informationen zusammengetragen haben!


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